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Kommen Porsche und Audi endlich in die Formel 1?

Seit Jahren gibt es Gerüchte um einen Einstieg des VW-Konzerns in die Königsklasse. Die Parteien waren mal mehr mal weniger weit von einer Einigung entfernt, am Ende hat es bisher nicht geklappt. Technik, Regeln, Geld und natürlich auch viel Politik haben bisher einfach nicht zusammengepasst. Im Augenblick ist der Zeitpunkt allerdings günstig wie nie und eine offizielle Verkündung des Einstiegs der Marken Porsche und Audi steht unmittelbar bevor. Wie kam es dazu und was fehlt noch um die Katze endlich aus dem Sack zu lassen? Ein kurzer Überblick.

Es wird heiß

Als ich vor vielen Wochen angefangen habe diesen Artikel zu schreiben, waren noch einige Faktoren unklar. Das neue Motorenreglement stand zwar grundsätzlich, war aber noch nicht offiziell verabschiedet. Es rankten sich zahlreiche Gerüchte ob denn überhaupt beide Marken einsteigen oder nur Porsche. Spekulationen mit wem sich Audi zusammenspannen würde, wenn sie den Schritt den wagen und und und. Seitdem hat sich viel getan und es war richtig Bewegung drin. Daher war mein Artikel quasi nie aktuell und ich habe die Veröffentlichung immer weiter rausgezögert. Hier sind wir aber endlich. Ich denke die offizielle Ankündigung steht kurz bevor und Junge freue ich mich drauf! Aber eines nach dem anderen… was bedeutet der Einstieg der beiden VW-Konzernmarken für die Formel 1? Welche möglichen Konsequenzen für die grundsätzliche Struktur und das Machtgefüge in der Königsklasse ergeben sich daraus? Ich möchte ein paar Aspekte beleuchten und bewerten, steigen wir also ein!

Lange Tradition im Rennsport

Die Marken Porsche und Audi sind ja nun wirklich keine Neulinge. Beide haben eine lange Tradition im Rennsport und können unzählige Erfolge vorweisen. Racing ist also fester Bestandteil der DNA beider Marken und auch ein entscheidender Faktor im Marketing der hauseigenen Produkte. Wer sportliche Autos baut und verkaufen möchte, der muss sich auch im Rennsport engagieren, um die eigene Kompetenz im harten Konkurrenzkampf unter Beweis zu stellen.

Im Fall von Porsche geht die Geschichte im Motorsport bis in die 1950er Jahre zurück. Vereinzelt wurden Leichtbaukonstruktionen in diversen Rennen erprobt und konnten immer wieder Klassensiege erzielen. Ab Mitte der 1960er begann Porsche ernsthaft und konsequent mit der Konstruktion dedizierter Prototypen, die in Langstreckenrennen um Gesamtsiege kämpfen sollten. Vor allem natürlich beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen in LeMans. Dieses konnte Porsche 1970 zum ersten mal gewinnen und in den folgenden Dekaden noch weitere 18 mal. Mit 19 Gesamtsiegen in LeMans ist Porsche Rekordhalter. Aber auch in vielen anderen Rennserien ist die Marke aktiv und war sogar schon drei mal in der Formel 1 unterwegs. 1961 und 1962 mit einer Eigenkonstruktion und von 1983 bis 1987 als Motorenpartner bei McLaren. Die Entwicklung wurde damals von TAG bezahlt, die sich auch die Namensrechte am Triebwerk gesichert haben. So ging der McLaren TAG überaus erfolgreich ins Rennen und gewann drei Fahrer- und zwei Konstrukteursmeisterschaften mit Motoren „powered by Porsche“. Die kurze Eskapade zu Beginn der 1990er als Motorenpartner von Footwork Arrows verschweigen wir lieber, das war ein komplettes Desaster.

Audi war – noch unter dem alten Namen Horch – bereits in dern 1930er Jahren im Grand-Prix-Sport aktiv und sehr erfolgreich. Dann dauerte es ein paar Jahrzehnte, bis die Marke mit den vier Ringen 1981 mit einem großen Knall in den Rennzirkus zurückkehrte. Der legendäre Ur-Quattro sorgte mit einem ausgeklügelten Allradantrieb und Turbomotoren in der Rallyeszene für Aufsehen und eilte von Erfolg zu Erfolg. Wenige Jahre später engagierte sich Audi dann auch im Tourenwagensport und schließlich auch auf der Langstrecke. Zwischen 2000 und 2014 gewann Audi die 24 Stunden von LeMans nicht weniger als 13 mal und zählt damit zu den erfolgreichsten Herstellern auf dem Circuit de la Sarthe überhaupt.

Ideale Rahmenbedingungen

Warum ein Einstieg beider Hersteller jetzt Realität werden kann hat viele Ursachen. Endlich passen alle Zutaten und der VW-Konzern, zu dem beide Marken gehören, kann sich dazu durchringen die umfangreichen Programme durchzuwinken. Es gab in der Vergangenheit immer wieder mehr oder weniger ernste Gespräche über einen Einstieg, aber immer kam etwas dazwischen. Zuletzt vor einigen Jahren der unsägliche Dieselskandal verbunden mit milliardenschweren Strafzahlungen. Da ließ sich ein Motorsportprogramm nicht auch noch finanzieren. Die Lage hat sich mittlerweile etwas beruhigt. In den Vorständen beider Marken geben auch ausgesprochene Rennsportbefürworter den Ton an. Auch das war nicht immer so. Zudem hat die Formel 1 in den vergangenen Jahren enorm an Attraktivität gewonnen. Seitdem die Führung um Liberty Media die Geschicke der Königsklasse lenkt, steigen die Popularitätswerte der Formel 1 stetig. Die Öffnung gegenüber sozialen Medien, umfangreiche Kooperationen wie die Netflix-Serie „Drive to Survive“ und nicht zuletzt die Einführung eines Kostendeckels im Sinne eines besseren Wettbewerbs und finanzieller Stabilität machen die Formel 1 für Fans und Konzerne gleichermaßen attraktiv. Neue Teams drängen in den Zirkus und der Wert der aktiven Mannschaften steigt ebenfalls kontinuierlich. Alles befindet sich also im Aufschwung.

Entscheidend für Porsche und Audi ist aber das neue Motorenreglement, das ab 2026 greifen soll. Die Triebwerke werden wieder ein Stück simpler und vor allem werden auch die Kosten für die Entwicklung in einem vernünftigen Rahmen gedeckelt. So entsteht für potentielle Neueinsteiger ein berechenbares Modell, das eine gewisse Wettbewerbsfähigkeit garantiert ohne gleich in ein Milliardengrab auszuarten. Zudem fährt die Formel 1 ab 2026 mit komplett nachhaltigem Sprit, was natürlich gleichermaßen innovativ und gut vermarktbar ist. Abgesehen davon ist die Formel 1 unter Liberty Media ein vermeintlich weniger politisch aktives Schlachtfeld, wie es noch unter der Ägide von Bernie Ecclestone und Max Mosley gewesen war. Es scheint nach außen hin, dass Grundsatzentscheidungen vor allem zum Wohle des Sports getroffen werden und nicht um möglichst viel Geld in die eigenen Taschen umzuleiten oder der ein oder anderen unliebsamen Person im Paddock eins auszuwischen. Attraktive Rahmenbedingungen also, die es nachvollziehbar und realistisch erscheinen lassen, dass Porsche und Audi wirklich einsteigen.

Wer mit wem?

Ein interessanter Aspekt ist der jeweilige Umfang des Programms und die möglichen Allianzen. Dass Porsche sich mit Red Bull zusammentun möchte war bereits früh abzusehen. Vor wenigen Wochen ist auch ein Dokument vom Kartellamt aus Marokko geleakt, dass den Umfang der Zusammenarbeit veranschaulicht. Demnach möchte Porsche 50% von Red Bull Technologies kaufen und somit gleichberechtigter Partner beim Team aus Milton Keynes werden. Das sorgte direkt für einige Spekulationen. Bereitet Red Bull damit etwa seinen Ausstieg aus der Königsklasse vor und könnte die Geschicke des Teams dann komplett in Porsche-Hand legen? Das ist natürlich möglich, aber vermutlich ein Szenario, dass erst in einigen Jahren eintreten könnte. Bis dahin vergeht noch eine Menge Zeit und viele Dinge werden sich gewiss ändern. Bis auf Weiteres kann man davon ausgehen, dass Red Bull Porsche ab 2026 eine Einheit bilden und um die WM-Krone kämpfen möchten. Der Verbrennungsmotor wird dann in der frisch gebauten Fabrik bei Red Bull entwickelt und gefertigt. Die Hybridkomponenten kommen wohl von Porsche. Randnotiz: aus Japan hört man, dass Honda womöglich 2026 auch wieder als Motorenpartner zurückkehren möchte. Die Tür beim bisherigen Partner Red Bull wäre dann aber verschlossen. Kaum denkbar, dass die Japaner nur als Ausrüster von Alpha Tauri auftreten. Educated guess an dieser Stelle: Dass Alpha Tauri grundsätzlich nicht unverkäuflich ist, sickerte schon mehrmals durch. Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Mateschitz bereit wäre das Team an Honda zu verkaufen, falls in Japan der Wunsch bestehen sollte nicht nur als Motorenlieferant zurückzukehren. Und dann irgendwann später Red Bull an Porsche. Warum nicht? Andererseits hoffe ich, dass Red Bull der Formel 1 noch möglichst lange erhalten bleibt. Wer als Mannschaft in so kurzer Zeit so viel in einem Sport bewegt, den möchte man nicht gehen sehen, oder?

Die Situation um Audi war lange deutlich undurchsichtiger. Zunächst hieß es Audi wolle McLaren kaufen und zu einem Werksteam umgestalten. Gerhard Berger selbst hat wohl den ein oder anderen Kontakt hergestellt. Aber dieses Szenario wird zunehmend unwahrscheinlicher und die Gerüchte in diese Richtung sind mittlerweile auch weitgehend verstummt. Dann gab es das Szenario, dass Audi womöglich doch nur als Motorenhersteller einsteigt und als mögliche Partner wurden Williams und sogar Aston Martin gehandelt. Auch diese Spekulationen hielten sich aber nicht lange und ohnehin scheint die folgende Variante weitaus logischer und wahrscheinlicher: Audi kauft 75% vom Sauber-Team in der Schweiz und wird ab 2026 als Werksmannschaft auftreten. Audi-CEO Markus Duesmann hat eine ganz eigene Geschichte mit der Sauber-Truppe, war er doch zwischen 2007 und 2009 als Entwicklungsleiter beim damaligen BMW-Sauber-Projekt tätig. Der Herr kennt sich also aus mit der Formel 1 im Allgemeinen und mit dem Sauber-Team im Besonderen. Daher halte auch ich diese Variante für sehr wahrscheinlich und vermutlich werden wir schon sehr bald schlauer sein ob der Deal zustande kommt oder nicht. Daumen drücken!

Woran hakt es noch?

Eigentlich ist alles mittlerweile klar. Lange war man sicher, dass hinter den Kulissen ohnehin alle Zeichen auf „Einstieg!“ stehen. Die Budgets genehmigt, die Entwicklungs- und Aufbauarbeit längst in vollem Gange. Einzig die offizielle Verabschiedung der neuen Motorenregeln ab 2026 war der Grund, warum Porsche und Audi ihre Pläne nicht bereits öffentlich kommuniziert haben. Das neue Reglement für die Motoren ist nun seit dem 16. August 2022 offiziell. Der World Motor Sport Council – das oberste Entscheidungsgremium der FIA – hat die Regeln endgültig abgenickt. Somit liegen keine von außen erkennbaren Steine mehr im Weg und der Moment der Wahrheit rückt näher. Vielleicht hören wir schon am kommenden Wochenende in Spa mehr. Porsche hat sich zumindest kürzlich eine Wortmarke patentieren lassen. Die lautet „F1nally“ und drückt meine Gedanken zum Thema perfekt aus: NA ENDLICH! Ich freue mich jedenfalls mächtig über den Einstieg der beiden Hersteller und bin mir sicher, dass auch die Formel 1 insgesamt von deren Engagement profitieren wird. Was meint ihr?

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