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GP Reviews #9: Montreal

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Abstinenz fand am vergangenen Wochenende endlich wieder ein Grand Prix von Kanada statt. Der Kurs in Montreal ist bei Fans und Fahrern gleichermaßen beliebt und bot in der Vergangenheit teils legendäre Rennen. Einige Piloten, darunter Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo gewannen in Kanada ihr erstes Rennen überhaupt. Und diese beiden Fahrer dienen uns dazu das Schicksal des Kanada-GP 2022 gut zu erläutern. Es wird viel um Gewinner und Verlierer gehen, denn in diese zwei Lager teilte das Montreal-Wochenende das Feld gleichmäßig ein. Legen wir los!

Wetterkapriolen

An den Trainingstagen sorgten gemischte Witterungsverhältnisse für Spannung und forderten Fahrern und Ingenieuren eine Menge ab. Wie das Wetter am Rennsonntag schließlich werden würde konnte niemand mit 100%iger Wahrscheinlichkeit voraussagen. Am stark verregneten Samstag standen jedenfalls nicht die üblichen Verdächtigen im Fokus, zumindest nicht im freien Training. Da ließen Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Pierre Gasly aufhorchen. Und da es wenige Stunden später im Quali ebenfalls stark regnete, bestand berechtigte Hoffnung auf die ein oder andere Überraschung. Zudem war vor dem Quali bereits klar, dass Charles Leclerc Motorenkomponenten gewechselt hatte und somit dank einiger Startplatzstrafen von ganz hinten ins Rennen gehen musste. Ein ähnliches Schicksal blühte auch Yuki Tsunoda.

In einem überaus sehenswerten und spannenden Qualifying setzte sich am Ende souverän Max Verstappen durch und holte sich die Pole. Der Regen begünstigte aber doch das ein oder andere verrückte Resultat und so stand plötzlich ein gewisser Fernando Alonso in der ersten Startreihe neben Verstappen. Dahinter Sainz im Ferrari und ein starker Lewis Hamilton. Reihe drei gehörte beiden Haas-Fahrern, die eine sensationelle Leistung ablieferten. „Na endlich!“ möchte man Mick Schumacher zurufen.

Es gab aber auch negative Überraschungen. Die beiden Lokalmatadoren Nicholas Latifi und Lance Stroll waren defacto die langsamsten Fahrer und teilten sich die vorletzte Reihe. Dahinter standen, wie erwähnt, nur die startplatzgestraften Tsunoda und Leclerc. Auch Gasly und Vettel konnten nicht an die guten Ergebnisse vom Training anknüpfen und kamen nicht über das Q1 hinaus. Enttäuschend. Aber wer letztlich zu den Siegern oder Verlierern gehört sollte sich erst im Rennen am Sonntag zeigen. Da werden schließlich die Punkte vergeben.

Trockenes Rennen

Am Sonntag folgte dann ein regenfreies Rennen. Die Wolken hatten sich verabschiedet und mit ihnen auch ein potentielles Spannungselement. Aber auch so sollte der Grand Prix einige Überraschungen bereithalten. Wie weit würde Charles Leclerc nach vorne kommen? Auch Sergio Perez hatte im Qualifying einen Crash und startete von weiter hinten als üblich (P13). Zudem ein hochmotivierter Alonso in Reihe eins, beide Haas vorne dabei, Hamilton in Podiumsnähe – alles super Zutaten! Überholen kann man auf der Strecke ja für gewöhnlich auch, es sollte also ein gelungenes Rennen werden. Das wurde es dann auch, allerdings nicht unbedingt vorne. Max Verstappen ließ nichts anbrennen und setzte sich vom Erlöschen der Startampel von seinen Verfolgern ab. Dahinter ging es aber munter zur Sache. George Russell ließ mit einigen Überholmanövern aufhorchen, Kevin Magnussen legte sich abermals mit Lewis Hamilton an und verbog sich den Frontflügel. Dafür gab es die „Meatball-Flag“, also die schwarze Flagge mit dem orangefarbenen Kreis in der Mitte. Ab an die Box und Frontflügel wechseln war angesagt. Das kostete eine Menge Zeit und der tolle Startplatz war dahin. Noch dicker kam es bereits in Runde 7 für Sergio Perez. Er musste seinen Red Bull mit einem Getriebeschaden abstellen. Das sorgte für eine kurze VSC-Phase, die einige Fahrer für einen sehr frühen Boxenstopp nutzten. Es war zu diesem Zeitpunkt nicht ersichtlich, ob das Rennen einen oder zwei Stopps erfordern würde. Wer also so früh reinkam riskierte viel. Verstappen und Hamilton gehörten dazu. Vettel hatte sogar – angeblich planmäßig – in Runde 5 gestoppt. Vermeintlich um freie Fahrt zu haben und den Speed seines Aston Martin umsetzen zu können. Mutig.

Die Leiden des jungen Mick

Ach Mick… es gilt einmal mehr: so schade! Nach dem tollen Quali und einer generell tadellosen Leistung auf dem nicht unbedingt einfachen Stadtkurs in Montreal, schlug bei Mick Schumacher der Defektteufel zu und verhinderte eine starke Platzierung. Vermutlich in den Punkten. Aber so rollte der Haas in Runde 18 einfach aus. Wahrscheinlich wieder ein Problem im Umfeld der Ferrari-Motoreneinheit. Dennoch: Mick Schumacher gehörte an diesem Wochenende auf die Seite der Gewinner. Weiter so, dann klappt es bald mit den Punkten! Erneut wählte die Rennleitung das Mittel des virtuellen Safety Cars zur Neutralisation des Renngeschehens. Auch die zweite Einladung für einen Boxenstopp, bei dem man weniger Zeit verliert als üblich, nahmen einige Fahrer dankend an. Unter anderem auch die beiden McLaren-Piloten, die gleich direkt nacheinander abgefertigt werden sollten. Aber wie so Vieles an diesem Wochenende bei McLaren, ging auch das gehörig schief. Lando Norris verlor über 40 Sekunden in der Boxengasse und sein Rennen war zu diesem Zeitpunkt endgültig gelaufen.

Einer geht noch!

Weil alle guten Dinge bekanntlich drei sind, wurde das Rennen nochmal unterbrochen. Diesmal durch das richtige Safety Car. Und zwar nach einem eher kuriosen Abflug von Yuki Tsunoda. Der fuhr etwas übermotiviert aus der Boxengasse und konnte weder genug verzögern, noch einlenken. Zack ging es geradeaus in die Leitplanke. Sein Chef Franz Tost wird getobt haben, diese Fehler sollten einem Fahrer in seiner zweiten Saison eigentlich nicht mehr unterlaufen. Die SC-Phase war zu diesem Zeitpunkt aber besonders brisant, denn wenige Runden davor hatte Max Verstappen zum zweiten mal Reifen gewechselt. Sein ärgster Verfolger Sainz aber noch nicht. Der bekam dann einen sehr günstigen Boxenstopp spendiert, verlor kaum Zeit und hatte zudem noch die etwas frischeren Reifen. Beste Voraussetzungen für ein spannendes Finish. So jagte Sainz dann auch gute 15 Runden lang den Red Bull von Verstappen vor sich her und war bisweilen sehr nah dran, konnte aber auch mit DRS-Hilfe keinen ernsthaften Angriff starten. Zu souverän agierte der Weltmeister und hatte die Rückspiegel immer im Blick, schonte seine Reifen und konnte die Batterie immer so ausspielen, dass er nie ernsthaft in Bedrängnis geriet. Sainz fuhr sich die Seele aus dem Leib, hatte aber am Ende keine echte Chance auf den Rennsieg. Obwohl der Ferrari an diesem Wochenende das schnellere Auto war. So beendete Charles Leclerc seine Aufholjagd aus der letzten Reihe dann auch auf einem starken Rang fünf. Platz drei ging an Hamilton und auf vier landete Russell. Mercedes definitiv im Aufwind und für das nächste Rennen in Silverstone ist auch noch ein umfassendes Upgrade angekündigt. Starkes Teamergebnis auch von Alpine (Ocon P6, Alonso nach 5-Sekunden-Strafe am Ende noch P9) und Alfa Romeo (Bottas P7, Zhou P8). Lance Stroll staubte als Zehnter den letzten Punkt ab.

Gewinner und Verlierer

Wer steht nun also wo? Red Bull kann nach dem sechsten Sieg in Folge (!) sehr zufrieden sein, auch wenn Perez mit einem Defekt ausgeschieden ist. Bei Ferrari dürfte auch die Freude überwiegen. Carlos Sainz lieferte ein super Wochenende ab und hätte um ein Haar gewonnen. Leclerc betrieb sehr gute Schadensbegrenzung und am Ende holten die Roten sogar noch ein paar Pünktchen auf Red Bull in der Konstrukteurswertung auf. Mercedes gehört ebenfalls zu den Gewinnern. Das Team maximiert weiterhin konsequent die Punkteausbeute und arbeitet ebenso konsequent an der Verbesserung des W13. Mal sehen was beim Heimspiel drin ist! Mick Schumacher und Haas insgesamt drängen sich eigentlich auf nach dem tollen Quali. Im Rennen gab es dann einen Defekt und eine Strafe, null Punkte. Eher enttäuschend. Ebenso wie Aston Martin, wo man sich deutlich mehr erhofft hatte. Nach den schlechten Startplätzen und der gewagten Strategie bei Vettel war aber auch da nicht mehr drin. Im Niemandsland befand sich in Kanada auch McLaren. Keine Pace, fataler Doppel-Boxenstopp, da muss mehr kommen. Auch Alpha Tauri wird enttäuscht nach Hause fahren. Aber auch die Formel 1 fährt nach Hause. Ins Home of British Motorracing nämlich! Da steht in wenigen Tagen der Grand Prix von Großbritannien in Silverstone an. Heimrennen für die meisten Teams und sicher ein Ort, an den viele Teams einige neue Teile und größere Upgrades an die Autos schrauben werden. Die Karten werden also wieder neu gemischt, ich kann es kaum erwarten!

Fazit

Fazit
4 5 0 1
Ein bis zum Ende spannendes Rennen. Davor ein verregnetes Quali mit einigen Überraschungen in der Startaufstellung. Montreal hat einmal mehr geliefert und allen F1-Fans beste Unterhaltung geboten.
Ein bis zum Ende spannendes Rennen. Davor ein verregnetes Quali mit einigen Überraschungen in der Startaufstellung. Montreal hat einmal mehr geliefert und allen F1-Fans beste Unterhaltung geboten.
4/5
Good

TOP:

  • Max Verstappen mit einer blitzsauberen Leistung einmal mehr überragend. Obwohl der Red Bull nicht das schnellste Auto in Kanada war.
  • Hamilton auf dem Podium, Teamkollege Russell direkt dahinter. Bei Mercedes geht es weiter mit Vollgas aufwärts.
  • Sainz kämpfte tapfer bis zum letzten Meter und fuhr beherzt und fehlerfrei. Wenn er so weiter macht, klappt es bald endlich mit dem ersten Sieg!

FLOP:

  • Trotz guter Leistung wieder keine Punkte für Mick Schumacher. Auch Teamkollege Magnussen landete im Nirgendwo. Schade, Haas.
  • McLaren war das gesamte Wochenende abgemeldet, fiel lediglich durch den Slapstick-Boxenstopp auf. Da geht mehr!
  • Aston Martin kann das große Potential des rundum erneuerten Autos noch nicht ausschöpfen. Nach fatalem Quali steht am Ende ein glücklicher Punkt von Lance Stroll als Ergebnis.

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