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GP Reviews #22: Abu Dhabi

Reden wir nicht lange drumherum: der letzte Grand Prix der Saison 2022 war kein spannender Thriller. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Vor einem Jahr eskalierte am Yas Marina Circuit noch der verbissen geführte Kampf um den Titel zwischen Hamilton und Verstappen unter kontroversen Umständen. Dieses Jahr war beim Abu-Dhabi-GP vorne längst alles klar. Verstappen stand schon lange vor dem Rennen als Weltmeister fest, Red Bull als siegreicher Konstrukteur. Aber beinahe überall im Feld ging es beim letzten Saisonrennen noch um etwas. Daher ziehe ich diesen Rückblick als Betrachtung der wichtigsten Duelle auf, die in Abu Dhabi noch ausgefochten wurden. Zudem blicke ich noch kurz auf den vorläufigen oder endgültigen Abschied von immerhin vier Fahrern aus der Königsklasse. Auch das letzte Saisonrennen bietet genug Stoff und gute Geschichten, auf geht’s!

Leclerc vs. Perez

Das wichtigste Duell zweier Piloten war natürlich der Kampf um Platz zwei in der Fahrerwertung zwischen Charles Leclerc und Sergio Perez. So weit vorne weg wie Max Verstappen in der Gesamtwertung vor den beiden Piloten war, so weit schien er auch im Rennen entfernt und kontrollierte den Grand Prix von der Spitze aus souverän. Dass er so seinen fünfzehnten Erfolg in der Saison 2022 feiern und damit seinen Rekord für die meisten Siege in einer Saison noch ausbauen konnte, scheint da nur logisch. Eine makellose Leistung vom Champion, aber wie würde das Duell um Platz zwei ausgehen? Nach dem Qualifying am Samstag hatte eigentlich Perez die besten Aussichten. Startplatz zwei hinter Verstappen und direkt vor Leclerc. Der Red Bull schien zudem in Abu Dhabi perfekt zu funktionieren. Ferrari allerdings war im Rennen tatsächlich mal strategisch clever und hat Perez zu einem frühen Boxenstopp verführt und damit auf eine zwei-Stopp-Strategie gezwungen. Leclerc konnte die Reifen an seinem Ferrari hingegen überraschend gut und lange in Form halten und kam mit einem Stopp durch. Das sicherte ihm am Ende Platz zwei im Grand Prix und somit auch in der WM-Wertung. Es war eine spannende Kiste bis zum Ende, denn Perez holte in den letzten Runden noch ordentlich auf, konnte aber keinen Angriff mehr starten.

Alpine vs. McLaren

In der Konstrukteurswertung ging es quer durch die Bank eng zu und es gab im hart umkämpften Mittelfeld noch überall Duelle um Positionen und damit potentiell Millionen an Preisgeldern. Über weite Strecken der Saison beharkten sich Alpine und McLaren. Mit leichten Vorteilen ging Alpine in den letzten GP des Jahres. Für Fernando Alonso endete sein dritter Stint im “Team Enstone” leider mehr oder weniger typisch: mit einem Defekt. Daniel Ricciardo war auf McLaren-Seite über weite Strecken der Saison ein Totalausfall und holte auch in Abu Dhabi keine Punkte für sein Team. So duellierten sich passenderweise Esteban Ocon und Lando Norris auf der Strecke, um in diesem Duell einen Sieger zu finden. Norris kam zwar auf P6 vor Ocon ins Ziel, letzterer lag aber nur einen Rang dahinter auf P7. Das reichte am Ende für Alpine. Platz vier in der Konstrukteurswertung, best of the rest und sicher ein paar wertvolle Dollar an Gewinnausschüttung für die Teamkasse. Wäre der Renault-Motor im Heck des Alpine zuverlässiger gewesen, dann hätten die Franzosen gewiss nicht bis zum letzten Rennen zittern müssen. Und Alonso hätte nicht so oft entnervte Kommentare in die Mikros der Weltpresse diktiert. Hätte, wäre, wenn… Angesichts der Umstände hat Alpine sicher das Maximum rausgeholt in diesem Jahr. Gratulation dazu!

Alfa Romeo vs. Aston Martin

Das Duell zwischen Alfa Romeo und Aston Martin war ein relativ ungleiches. Zu Saisonbeginn hatte Alfa Romeo ein sehr gutes Auto und konnte reichlich Punkte sammeln. Im Saisonverlauf ließ die relative Performance aber nach, die anderen Mittelfeld-Teams entwickelten schneller und besser. So geriet das de facto Sauber-Team immer weiter ins Hintertreffen und konnte kaum noch Zähler mitnehmen. Nur vier Punkte in den zwölf letzten Rennen, um genau zu sein. Nahezu umgekehrt verlief die Saison für Aston Martin. Ganz furchtbarer Start mit einem Auto, das einfach nicht konkurrenzfähig war. Zudem fiel Speerspitze Sebastian Vettel die ersten zwei Rennen aus, das hat sicher auch nicht geholfen. Mit der Einführung der B-Version in Barcelona und der ständigen Entwicklung über das Jahr hinweg, rollten die grünen Boliden immer geschmeidiger über den Asphalt und konnten häufig punkten. Nur sechs Punkte aus eben so vielen Rennen am Anfang des Jahres. Seit dem Spanien-GP dann mit der B-Version ganze 49 Punkte. Macht in Summe 55 Zähler auf dem Konto. Exakt so viele wie Alfa Romeo. Aufgrund der besseren Individual-Ergebnisse ging Rang sechs in der Konstrukteurswertung aber am Ende an Alfa Romeo. Sehr knappe Kiste!

Haas vs. Alpha Tauri

Auch am Ende des Feldes ging es noch um wertvolle Millionen an Preisgeld. Nach einer sehr guten ersten Saisonhälfte stand Haas lange ziemlich aussichtsreich da. In den elf Rennen seit Österreich konnte das Ferrari-Kundenteam aber nur noch mickrige drei Punkte holen. So fiel Haas etwas zurück und Alpha Tauri robbte sich langsam aber sicher heran. Vor dem Abu-Dhabi-GP stand es nach Punkten 37 zu 35 zugunsten von Haas. Ein sehr knapper Vorsprung also, aber zwei oder mehr Punkte muss man in einem schlechten Auto, wie es der Alpha Tauri 2022 leider über die Saison hinweg war, erstmal holen. Wenig überraschend ist das weder Yuki Tsunoda noch dem formschwachen Pierre Gasly gelungen. Auch Haas konnte nichts Zählbares mitnehmen, rettete den knappen Vorsprung aber über ins Ziel und belegte am Ende Platz acht. Nicht großartig ob des Potenzials, das der Wagen zu Saisonbeginn hatte, allerdings eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Günther Steiner und Gene Haas dürften insgesamt also einigermaßen zufrieden sein.

Ein würdiger Abschied

Zwar fuhren in Abu Dhabi potentiell vier Fahrer ihr – zumindest vorläufig – letztes F1-Rennen (Ricciardo, Latifi, Schumacher und Vettel), aber insbesondere Sebastian Vettel wurde von allen Seiten gewürdigt und gebührend verabschiedet. Sein Abschied aus der Königsklasse stand  schon seit einigen Monaten fest, aber so richtig manifestierte sich der Gedanke bei mir auch erst am letzten Wochenende in Abu Dhabi. Von allen Seiten wurden Vettels Verdienste und Erfolge nochmals aufgearbeitet und beleuchtet. Dabei zeigte sich deutlich, welch großer Champion auf, aber fast noch mehr abseits der Strecke der Formel 1 da künftig fehlen wird. Gerade seine stets aufrichtige und konsequente Haltung bei kontroversen Themen zeichnete Sebastian Vettel im Verlauf seiner illustren Karriere zunehmend aus. Er avancierte zum Vorbild für viele Piloten, aber auch für viele Fans und Zuschauer. Sein Einsatz für Umweltthemen in den letzten Jahren mag angesichts seines Berufs vielleicht paradox wirken, ich finde gerade in seiner Situation kann und muss man auf eines der wichtigsten Themen unserer Zeit aufmerksam machen. Ich hoffe das wird Sebastian Vettel auch nach seiner aktiven Zeit als Formel-1-Pilot tun. Für den Moment wünsche ich ihm aber einen ruhigen Start in den wohlverdienten Ruhestand und viel Zeit mit seiner Familie. Seb, Du wirst fehlen!

Fazit

Fazit
3 5 0 1
Trotz Umbauarbeiten an der Strecke und potentiell vielen spannenden Duellen: ein Kracher war der Abu Dhabi-Grand Prix auch 2022 nicht. Immerhin bekam Sebastian Vettel einen weltmeisterlichen Abschied und durfte zum Abschied ein paar qualmende Donuts drehen.
Trotz Umbauarbeiten an der Strecke und potentiell vielen spannenden Duellen: ein Kracher war der Abu Dhabi-Grand Prix auch 2022 nicht. Immerhin bekam Sebastian Vettel einen weltmeisterlichen Abschied und durfte zum Abschied ein paar qualmende Donuts drehen.
3/5
Neutral

TOP:

  • Der Weltmeister beendet die Saison standesgemäß. Max Verstappen fährt souverän Saisonsieg Nr. 15 nach Hause und unterstreicht seine herausragende fahrerische Leistung dieses Jahr.
  • Sebastian Vettel wird bei seinem letzten Rennen von allen Seiten umjubelt und würdig verabschiedet. Auch im Rennen hält er – trotz suboptimaler Strategie – lange gut mit und holt immerhin noch einen Punkt.
  • Die Änderungen an der Strecke im vergangenen Jahr haben sich erneut bewährt. Die schnelleren, flüssigen Kurven erlauben mehr Überholversuche und generell etwas besseres Racing…

FLOP:

  • … was das diesjährige Rennen dennoch nicht retten konnte. Trotz einiger sehenswerter Manöver blieb der Abu-Dhabi-GP ein mäßig spannendes, strategisch geprägtes, Rennen.
  • Nach einem Highlight in Brasilien verabschiedet sich Mercedes mit schwacher Pace und einigen Problemen in die Winterpause. Hamilton erstmals in seiner Karriere ohne Sieg und Pole in einer Saison.
  • Alonso beendet seine zwei Jahre bei Alpine leider typisch: mit einem Defekt. Zudem landet er in der WM-Wertung hinter Esteban Ocon, ein Ereignis mit Seltenheitswert.

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