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GP Reviews #1: Bahrain

Das erste Rennwochenende der Saison 2022 ist Geschichte. Der Start in die neue Ära verspricht jede Menge Spannung und bereits nach dem ersten Rennen lassen sich einige Verschiebungen im Kräfteverhältnis erkennen. Das kann der Formel 1 insgesamt nur gut tun! Ich blicke in diesem Beitrag auf den Bahrain-GP und diskutiere über die Gewinner und Verlierer.

Der Beginn einer neuen Ära

Der Bahrain Grand Prix 2022 hatte jede Menge zu bieten. Über die Trainingssitzungen hinweg bahnte sich bereits ein heißer Kampf um die Spitze an und Teams wie Haas und Alfa sorgten bereits da für hochgezogene Augenbrauen. Ferrari präsentierte sich sehr stark, aber die meisten Experten waren sich einig, dass Red Bull noch einiges an Tempo im Köcher hat und das pünktlich zum Qualifying auch abrufen kann. Nach einer ausgesprochen unterhaltsamen Qualifikation war es aber doch Ferraris Charles Leclerc, der sich die Pole Position sichern konnte. Max Verstappen nur etwas mehr als eine Zehntel dahinter und faktisch zeitgleich Carlos Sainz auf P3.
Der Beginn dieser neuen Ära zeigte sich vorne im Feld, wo Red Bull nun mit Ferrari ein neuer Gegner herangewachsen zu sein scheint. Aber auch weiter hinten tauchten Namen auf, die man dort vor der Saison eigentlich nicht verortet hätte. Enttäuschte Gesichter bei McLaren und Aston Martin, die sich am hinteren Ende des Feldes bewegten. Haas und Alfa Romeo hingegen konnten die starken Leistungen aus dem Training bestätigen und so landete Valtteri Bottas auf P6 (nur eine Position hinter Lewis Hamilton im Mercedes, haha!) und der Rückkehrer Kevin Magnussen stellte seinen Haas sensationell auf P7. Alles neu macht die Regel-Revolution?! Natürlich sollte man mit solchen Aussagen vorsichtig sein, nach einem Wochenende lässt sich so eine Einschätzung natürlich noch nicht seriös abgeben. Fakt ist aber: Die zehn grundverschiedenen Autos lagen am Ende von Q1 nur etwas mehr als zwei Sekunden auseinander. Das Feld ist also deutlich zusammen gerückt, das ist Fakt. Und solche Fakten machen Hoffnung auf eine tolle Saison!

Ein Wüstenfuchs und der Defektteufel

Im Rennen selbst ging es dann fast durchweg heiß zur Sache. Ferrari und Red Bull belauerten sich beinahe das ganze Rennen über. Lange Zeit war unklar ob zwei oder drei Boxenstopps zum Sieg führen würden. Der Reifenverschleiß war bei allen Teams relativ hoch. Die Strecke in Bahrain ist schließlich bekannt für ihren rauen Asphalt und stellt durch das Layout hohe Anforderungen an die schwarzen Gummis. Die vielen Boxenstopps sorgten dann auch für ein überaus unterhaltsames Rennen. Nach dem ersten Schwung an Reifenwechseln tauchte Max Verstappen plötzlich formatfüllend im Rückspiegel von Leclerc auf und die beiden boten sich über einige Runden hinweg ein fantastisches Duell mit zahlreichen sehenswerten Überholmanövern. Solche Kämpfe um den Sieg wollen wir Fans sehen! Charles Leclerc sehe ich dabei übrigens als den gewieften Fuchs. Laut eigenen Angaben ließ er sich immer absichtlich vor Kurve 1 überholen, bremste früh um sich den DRS-Vorteil für die nächste Gerade zu sichern und sich auf diese Weise den verlorenen Platz direkt wieder zurückzuholen. Das hat hervorragend geklappt und so hart sich die beiden auch beharkten: Das Duell lief stets fair und ohne Kontakt ab. Gerne mehr davon! Auch weiter hinten im Feld sorgten unterschiedliche Strategien und Reifen für viele heiße Duelle und Überholmanöver. Bahrain war schon in der Vergangenheit ein dankbarer Grand Prix, wenn es um das Überholen geht, gefühlt war dieses Jahr aber noch mehr los – großartig!

Im mittleren Drittel des Rennens schienen die meisten Positionen aber dennoch bezogen und das Rennen plätscherte etwas vor sich hin als dann gegen Ende der Defektteufel zuschlug. Drei mal gleich und immer traf es ein Auto mit einem Honda-Motor im Heck, der jetzt neuerdings auf den Namen „Red Bull Power Train“ hört. Erst grillte Pierre Gasly sein Heck unfreiwillig. Nach der anschließenden Safety-Car-Phase bekam erst Verstappen Probleme und musste sein Gefährt abstellen und in der letzten Runde traf es auch noch seinen Teamkollegen Sergio Perez, der zu dem Zeitpunkt auf Podiumskurs war. Bitter! Doppelt bitter sogar, weil kurz vor Gaslys Ausfall am Red Bull von Verstappen zum dritten mal Reifen gewechselt worden waren. Mit dem Vorteil frischer und weicher Reifen wollte der Holländer sich doch noch den Sieg holen, daraus wurde bekanntlich aber nichts. Die Defekte bei Red Bull verortet man übrigens im Bereich der Benzineinspritzung. Die betroffenen Teile entwickelt Red Bull gar nicht selbst, es handelt sich um standardisierte Einheitskomponenten, die mutmaßlich auch bei anderen Teams schon zu Problemen geführt haben. So weit die Gerüchte.

Ferrari feierte schließlich einen emotionalen und hoch verdienten Doppelsieg. Und irgendwie, eigentlich wie immer, war plötzlich Lewis Hamilton zur Stelle und stand mit den beiden Roten auf dem Podest. Der Mercedes kam das ganze Wochenende nicht so recht auf Tempo, die Reifen verbrutzelten zudem besonders schnell, aber mit Hamilton muss man einfach immer rechnen – starke Leistung.
Apropos starke Leistung: Das Haas-Märchen endete auf Platz 5. Kevin Magnussen krönte die Gala-Vorstellung mit einer tadellosen Leistung und holte in einem Rennen mehr Punkte, als das Team in den letzten zwei Jahren eingefahren hatte. Punkte hätte es auch beinahe für den zweiten Haas von Mick Schumacher gegeben, er landete am Ende auf P11. Beide Autos in die Punkte brachten sowohl Alpine als auch Alfa Romeo. Damit war vor dem Wochenende nicht unbedingt zu rechnen gewesen.
Wie erwähnt gab es für McLaren und Aston Martin nichts zu lachen. Vettel-Vertreter Hülkenberg wurde nach einer ordentlichen Trainingsleistung im Rennen immer weiter nach hinten gereicht und schließlich als letzter abgewunken. Nur zwei bzw. drei Plätze weiter vorne fanden sich die McLaren-Piloten Norris und Ricciardo. Viel zu tun für die beiden Mannschaften. Kleine Bemerkung am Rande: Alle sechs Fahrer am Ende des Feldes haben Mercedes-Motoren im Heck. Einzig beim Werksteam funktioniert die Power Unit halbwegs ordentlich. Zufall oder steckt da mehr dahinter? Die Power Units sind seit März 2022 bekanntlich für die kommenden Jahre homologiert und eingefroren. Es wäre sehr finster, wenn der bisherige Klassenprimus im Motorenbereich ausgerechnet jetzt schwächeln würde und bis Ende 2025 mit einem spürbaren Defizit fahren müsste.

Fazit

Fazit
4 5 0 1
Ein spannendes Rennen, das große Lust auf den Rest der Saison macht. Ein enger Kampf um die Spitze, aufregende Überholmanöver, Safety Car, Drama – was will man mehr?
Ein spannendes Rennen, das große Lust auf den Rest der Saison macht. Ein enger Kampf um die Spitze, aufregende Überholmanöver, Safety Car, Drama – was will man mehr?
4/5
Good

TOP:

  • Die neuen Autos liegen leistungstechnisch nah beisammen und können einander offenbar leichter folgen. Das verspricht gutes Racing.
  • Ferrari mischt vorne mit und sorgt damit für Abwechslung an der Spitze. Sobald Mercedes das Auto fit bekommt, erwartet uns womöglich ein heißer Dreikampf um den Titel!
  • Haas und Alfa Romeo haben die Chance des neuen Reglements gut genutzt und können um Punkte kämpfen – großartig!

FLOP:

  • Aston Martin und McLaren dümpeln am Ende des Feldes herum und haben augenscheinlich große Probleme mit ihren Boliden.
  • Nimmt man Williams dazu, dann fahren die drei aktuell schwächsten Teams allesamt Mercedes-Motoren. Gibt es da einen Zusammenhang?
  • Die neuen TV-Grafiken sind sehr schön anzusehen, zeigten bisweilen aber noch einige falsche Informationen an, besonders im Qualifying. Da müssen die Spezialisten noch optimieren.

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