Sprint-Wochenenden sind grundsätzlich ziemlich stressig. Für Mechaniker, Piloten, Journalisten und auch für uns hier bei imkreisfahren. In Katar kamen noch einige Faktoren hinzu, die das Wochenende zu einer regelrechten Mammut-Aufgabe machten: Track Limits sorgten bei den Rennkomissaren für Hochbetrieb. Eckige Randsteine machten die Reifen kaputt und zwangen Pirelli zu Überstunden, um eine praktikable Lösung zu finden. Und schließlich verlangte die Hitze am Sonntag den Piloten im Cockpit alles ab und ließ beinahe alle völlig erschöpft zurück. Es gibt eine Menge zu besprechen, legen wir los!
Der große Preis von Katar 2023 wird in die Geschichte des Sports eingehen. Dafür gibt es auch viele gute Gründe. An diesem Rennwochenende gewann Oscar Piastri zum ersten mal ein Rennen in der Formel 1. Max Verstappen krönte sich zum dreimaligen Champion. Pirelli verhinderte mit konsequenten Maßnahmen ein zweites Indianapolis 2005 und beinahe alle Piloten waren nach dem Grand Prix völlig am Ende ihrer Kräfte. McLaren stellte zudem einen neuen Weltrekord für den schnellsten Boxenstopp in der Formel 1 auf: in lächerlichen 1,80s wurde Lando Norris von seiner Crew abgefertigt – mega! An diese Dinge wird man sich künftig erinnern, wenn man an Katar 2023 zurückdenkt. Das ist glücklich für einige Fahrer, deren unterirdische Leistungen man vermutlich übersehen oder gar vergessen wird. Stroll, Sargeant, Perez… für dieses Trio lief es überhaupt nicht. Aber imkreisfahren vergisst nichts, daher beleuchten wir die Leistung dieser drei Herren ebenso wie die großen Ereignisse dieses Wochenendes. Übrigens auch wieder im Podcast, den ihr hier genießen könnt:
Katar-Drama in drei Akten
Aufgrund der Vielzahl diskussionswürdiger Ereignisse soll dieser Beitrag grob in drei Bereiche geteilt werden. Wir gehen chronologisch den Freitag, Samstag und schließlich den Sonntag durch. Somit bleiben die Themen hoffentlich nachvollziehbar und transparent. Starten wir also mit dem Freitag. An einem Sprint-Wochenende bedeutet das: ein freies Training zur Abstimmung der Autos und danach direkt das Qualifying. Für den Rest des Wochenendes darf an dem Setup nicht mehr gearbeitet werden und die Piloten müssen mit dem auskommen, was sie im einzigen freien Training ausgeknobelt haben. Das ist naturgemäß ziemlicher Stress und birgt Chancen und Risiken für alle. Die vielen Simulationswerkzeuge, die den Formel-1-Teams für gewöhnlich dabei helfen eine brauchbare Grund-Abstimmung für das Wochenende zu erarbeiten waren in Katar nur bedingt nützlich, da die Formel 1 bisher nur ein mal auf dem Kurs nahe der Hauptstadt Doha gefahren ist. Vor zwei Jahren mit völlig anderen Autos. Die Datenlage ist also dünn und Vorhersagen entsprechend schwierig.
Wer einen besonders schwierigen Freitag erwischt hatte war Lance Stroll. Der Kanadier schied im Qualifying zum vierten mal in Folge inQ1 aus und war nach der Session so bedient, dass er zunächst sein Lenkrad aus dem Auto pfefferte, anschließend ein Teammitglied rüde wegschubste und kure Zeit später ein jetzt schon legendäres Interview gab. Dort beantwortete er drei Fragen überaus knapp, wirkte dabei total lustlos und unheimlich angefressen. Ein Verhalten, das übrigens ein Nachspiel haben könnte. Die FIA prüft aktuell potentiell mehrere Verstöße des Kanadiers gegen diverse Regeln des sportlichen Kodex. Man darf gespannt sein. In dieser Verfassung und vor allem mit so einer Einstellung ist Stroll eher Bürde als Hilfe für seine Mannschaft. Angesichts der Ambitionen von Lawrence Stroll, dem Besitzer des Aston-Martin-Teams und Vater von Lance, mittelfristig um die WM mitfahren zu wollen, kann so ein Niveau eigentlich nicht toleriert werden. Zumal Teamkollege Fernando Alonso mehr oder minder als alleiniger Punktelieferant fungiert und stets aus dem Wagen holt, was eben drin steckt. Dagegen sieht Lance Stroll leider besonders alt aus, was vielleicht eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt haben könnte. Es bleibt auf jeden Fall spannend und wir müssen beobachten was bei Aston Martin noch passiert.
Die positiven Schlagzeilen am Freitag kamen jedenfalls aus anderen Ecken. Von Fernando Alonso zum Beispiel, der den gleichen Aston Martin, mit dem Lance Stroll sich so schwer getan hatte, auf Rang vier qualifizieren konnte. Direkt hinter Pole-Mann Max Verstappen (wer sonst?!) und den zwei Mercedes-Piloten Russell und Hamilton. Begünstigt wurden die guten Platzierungen allerdings von dem Umstand, dass beiden McLaren-Fahrern ihre Bestzeiten aberkannt wurden. Das Thema Track Limits war auch in Katar in aller Munde und es gab im Verlauf des Wochenendes zahlreiche Strafen und Kontroversen um das Thema. Lando Norris ärgerte sich zurecht massiv über sich selbst. Ihm wurden im Q3 seine beiden schnellen Runden aberkannt und er hatte im Cockpit selbst gemerkt, dass er die weißen Linien minimal überfahren hat. Es hätte sonst definitiv für Platz zwei oder drei gereicht. Ähnlich bei Oscar Piastri, der sich knapp hinter George Russell auf Rang drei qualifiziert hatte und noch während des Interviews der drei Schnellsten vor laufenden Kameras erfahren hat, dass ihm seine schnellste Runde ebenfalls gestrichen wurde. Lässig und schlagfertig konterte der Rookie den Einwurf und gab die Antworten dann am Samstag und Sonntag auf der Strecke. Immerhin war seine erste gezeitete Runde im Q3 noch gültig und er konnte beim Grand Prix am Sonntag von Platz sechs ins Rennen gehen. Aber davor gab es ja noch den Sprint-Samstag und der hatte es in sich!
Super-Samstag!
Ich gebe zu: nach wie vor sagen mir die Sprint-Wochenenden generell nicht zu. Der etablierte Flow eines Rennwochenendes wird dadurch ziemlich durcheinander gebracht, was natürlich Sinn der Sache ist, schon klar. Aber durch die vielen kompetitiven Sessions geht die Übersicht flöten und man bringt Ereignisse und Ergebnisse oft durcheinander. Der Samstag in Katar bildet da eine erfreuliche Ausnahme, stand er doch klar im Zeichen eines Mannes: Oscar Piastri! Der Rookie lieferte absolut souverän und abgezockt ab und sicherte sich in Katar seine erste Pole Position und seinen ersten Sieg in der Formel 1. Zwar „nur“ im Sprint-Shootout und im Sprint selbst, aber dennoch: Piastri ist jetzt kein Star von morgen mehr, er ist bereits JETZT einer der ganz Großen im Feld und wird diesen Erfolgen sicher noch etliche mehr folgen lassen. Wenn wir ins vergangene Jahr zurückblicken und uns das Drama vergegenwärtigen, das seinen Wechsel zu McLaren begleitet hat, sind seine Leistungen in diesem Jahr umso beeindruckender. Der Druck auf seinen jungen Schultern war sicher enorm, musste er doch der Öffentlichkeit und auch seinem Team selbst beweisen, dass er das ganze Hickhack wert ist. Total unbekümmert liefert der Australier aber eine weitgehend fehlerfreie und überzeugende Debüt-Saison ab. Die beste seit Lewis Hamilton, so sagt man. Und dieser Meinung schließe ich mich gerne an. Selten hat ein Fahrer bereits in seiner ersten Saison in der Formel 1 so klar aufgezeigt, dass man Großes von ihm erwarten kann. Klar, Verstappen war auch von Beginn an gut, wenn auch noch ziemlich ungestüm. Auch ein Michael Schumacher und Ayrton Senna machten sehr früh auf sich aufmerksam und hinterließen so ihre Duftmarken. Wenn man solch große Namen als Vergleich heranziehen muss, dann wisst ihr bescheid, was die Stunde geschlagen hat.
Auch Lando Norris, der ursprüngliche „Golden Boy“ bei McLaren, hatte einen sehr guten Samstag und qualifizierte sich knapp hinter Piastri auf Platz zwei für den Sprint. In selbigem musste er noch Max Verstappen ziehen lassen, wurde aber dennoch starker Dritter. Grund zur Freude durchaus, aber nach Daniel Ricciardo gewann nun ein weiterer Teamkollege im McLaren an seiner Seite, während Norris selbst noch auf seinen ersten F1-Sieg wartet. Aber auch der wird bald kommen, davon bin ich überzeugt. Max Verstappen indes krönte sich mit Rang zwei im Sprint endgültig zu einem dreifachen Weltmeister. Die sieben Punkte waren mehr als genug, zumal Sergio Perez – sein theoretisch einzig verbliebener Konkurrent um die WM-Krone – einmal mehr in eine unnötige Kollision verwickelt war und keine Zähler holen konnte. In einem waghalsigen Manöver versuchten sich gleichzeitig Esteban Ocon und eben Perez an einem Überholmanöver gegen Hülkenberg. Der Deutsche war dabei in der Mitte zwischen seinen Kontrahenten gefangen und konnte nicht ausweichen. Links ging Ocon die Straße aus und rechts neben Hülkenberg zog Perez nach links um durch die Linkskurve zu fahren. Da krachte es unweigerlich und alle drei Piloten schieden aus. Ein trauriges Highlight in einem insgesamt recht unterhaltsamen Sprint mit insgesamt drei Safety Cars.
Unbedrängt und unabhängig voneinander schieden auch Liam Lawson und Logan Sargeant aus. Für Lawson war es vermutlich sein vorerst letztes Rennwochenende im Alpha Tauri. Beim kommenden Rennen in Austin wird Daniel Ricciardo zurück im Cockpit erwartet. Obwohl das Wochenende in Katar für Lawson eher durchwachsen lief, konnte der Neuseeländer einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Beim Publikum und den Medien, gewiss aber auch in der Chefetage von Red Bull. Helmut Marko hat ihm schon ein festes Cockpit für 2025 versprochen. Und es bleibt so ein Gefühl, dass Sergio Perez weit weniger sicher im Red-Bull-Cockpit 2024 sitzt, als es die vertragliche Situation allen vorgaukeln mag. Es gibt nun sogar Gerüchte, dass der Mexikaner bei seinem Heim-GP vielleicht überraschend das Ende seiner Formel-1-Karriere verkünden könnte. Dann würde sich für Liam Lawson bereits im kommenden Jahr eine Tür auftun. Wir werden sehen. Für Sargeant sieht es oberflächlich besser aus. Sein Teamchef James Vowles lobt die stetigen Fortschritte und relativiert die zahlreichen Unfälle, die eben jene Fortschritte nicht für alle sichtbar machen. Sein Sitz für 2024 scheint sicher, aber er muss konstanter werden und die Fehler abstellen. Es folgen noch zwei Heimrennen für den US-Amerikaner. Hoffen wir, dass er sich mindestens dort prima in Szene setzen kann!
Bizarres Reifen-Drama
An dieser Stelle müssen wir über eines der großen Aufreger-Themen dieses Katar-Wochenendes sprechen: die Reifen. Bereits nach den Sessions am Freitag war Reifenhersteller Pirelli bei der routinemäßigen Untersuchung gebrauchter Reifen aufgefallen, dass es am Übergang von Lauffläche zur Seitenwand mikroskopisch kleine Risse gab. Das war per se noch kein Grund zur Unruhe, allerdings wollte der Reifenpartner verständlicherweise keine Risiken eingehen und Unfälle durch Reifenschäden um jeden Preis vermeiden. Man hatte die zackigen Randsteine in den schnellen Kurven 12 und 13 unter Verdacht und veranlasste einen Umbau an dieser Stelle der Strecke, der tatsächlich von Freitag auf Samstag erfolgte. Da die Piloten während des Sprint-Shootouts und des Sprints (der bekanntlich in 19 Runden drei Safety-Car-Phasen produziert hatte) nie über einen längeren Zeitraum die Reifen richtig beansprucht hatten, gab es keine weiteren Probleme. Am Abend untersuchten die Pirelli-Ingenieure erneut die verwendeten Reifen und mussten leider die gleichen Risse feststellen. Es lag also nicht allein an den verdächtigten Randsteinen. Da man die möglichen Ursachen aber in der Kürze der Zeit nicht weiter eruieren konnte, musste eine Entscheidung getroffen werden. Als Vorsichtsmaßnahme legte Pirelli für den Grand Prix am Sonntag eine Maximallaufzeit von 18 Runden pro Reifensatz fest. Wer auch nur eine Runde länger fahren wollte, riskierte eine sofortige Disqualifikation. Beim Thema Sicherheit lässt die FIA keinen Spielraum zu. Und das ist auch gut und richtig so. Bevor wir ein vergleichbares Desaster wie in Indianapolis 2005 hätten miterleben müssen… besser so! Das bedeutete aber auch: jeder Fahrer würde mindestens drei Boxenstopps im Rennen einlegen müssen. Kurios…
Sonntags braten?
Entschuldigt bitte den mauen Wortwitz in der Überschrift, aber tatsächlich war das der andere große Aufreger in Katar: unerträgliche Hitze machte schon vor dem Rennen allen zu schaffen, die so durchs F1-Paddock schlenderten. Mechaniker, Journalisten, Gäste… allen triefte der Schweiß nur so von der Stirn. Selbst am Abend war die Kombination aus Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit und der Mangel an Wind einfach zu viel für die meisten Menschen. Nun sind Formel-1-Piloten allesamt hochgradig durchtrainierte Maschinen, die ein erstaunliches Maß an Fitness aufweisen. Das ist auch nötig, um den enormen Kräften und Belastungen eines Formel-1-Boliden dauerhaft widerstehen zu können und dabei noch Reserven in Petto zu haben. Aber Katar war zu viel. Nicht nur für vereinzelte Piloten. Beinahe jeder klagte am Funk während des Rennens oder spätestens danach über eine unmenschliche Belastung. In der Spitze wurden im Cockpit über 60°C gemessen. Das sind wirklich Temperaturen wie in der Sauna. Und da sitzen die Fahrer dann in langer, dicker und feuerfester Unterwäsche und einem Rennoverall rundum eingepackt und effektiv versiegelt. Um sie herum ein Motor, der zusätzlich enorme Hitze entwickelt, etliche Kabel und elektronische Gerätschaften, die ebenfalls Wärme absondern. Der Fahrtwind war wohl eher mit dem Strahl aus einem Fön vergleichbar, so die Metapher, die einige verwendeten. Und unter solchen Bedingungen galt es dann ein Rennen zu fahren. Auf einer Strecke, die größtenteils aus Kurven besteht und somit null Zeit zum Ausruhen bietet. Lediglich eine dieser Kurven wird mit weniger als 100km/h durchfahren, die Belastungen durch G-Kräfte sind also permanent enorm. Und ein weiterer Faktor trug zum Dilemma bei: Durch die Ansage von Pirelli, dass die Reifen maximal 18 Runden gefahren werden dürfen, ballerten alle Fahrer im Endeffekt 57 Qualifyingrunden in den Asphalt. Reifenmanagement war an diesem Sonntag kein Thema. Auch diese Tatsache steigerte die physische und psychische Belastung nochmals.
Nach dem Rennen berichteten die Fahrer dann über eine Grenzerfahrung. Einigen sei kurzzeitig schwarz vor Augen geworden, Esteban Ocon hat bereits nach 15 Runden Probleme gehabt und sich bei voller Fahrt zwei Runden lang in seinen Helm übergeben und Logan Sargeant gab das Rennen nach 40 Runden gar völlig entkräftet und dehydriert auf. Lance Stroll steig aus seinem Dienstwagen aus und suchte sofort einen Krankenwagen auf, um sich behandeln zu lassen. Viele weitere Piloten wanderten nach dem Grand Prix erstmal direkt ins Medical Center, um sich fachmännisch betreuen zu lassen. Bei allem Heldenkult muss man wirklich sagen: das war einfach des Guten zu viel. Ähnlich wie bei Regenrennen, muss man auch bei extremer Hitze Maßnahmen ergreifen, wenn die Sicherheit für alle Beteiligten nicht mehr gewährleistet ist. Die FIA hat glücklicherweise bereits Untersuchungen angekündigt und wird künftig diese Problematik angehen. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert, allen Fahrern geht es so weit gut. Aber man mag sich nicht ausmalen was geschieht, wenn ein Fahrer bei knapp 300 Sachen wirklich mal ohnmächtig wird. Felipe Massa in Ungarn 2009 war so ein Fall. Da knockte den Brasilianer ein Aufhängungsteil aus, das ihn am Helm getroffen hatte und sein Ferrari raste ungebremst geradewegs in den nächsten Reifenstapel. Ziemlich furchterregende Bilder, die ich jedenfalls nicht nochmal sehen möchte.
Bei allem Heldenkult muss man wirklich sagen: das war einfach des Guten zu viel.
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Das Sportliche
Jenseits aller heißen Aufreger gab es dann aber auch noch ein Rennen, auf das wir blicken wollen. Das war allerdings nur am Start so wirklich sehenswert. Aufgrund der zahlreichen Boxenstopps wurde es sehr schnell sehr unübersichtlich und Überholmanöver waren meist das Resultat unterschiedlicher Reifen. Bei „alt gegen neu“ gibt es einfach keine große Chance sich gegen ein Überholmanöver zu wehren. Die einzige nennenswerte Ausnahme bildete dabei George Russell, der sich konsequent von hinten nach vorne arbeitete und dabei alles und jeden überholen musste, das ihm vor seinen schwarzen Silberpfeil kam. Moment mal, startete Russell nicht aus der ersten Startreihe? Jep, ganz recht. Es dauerte allerdings nur einige hundert Meter, bis Russell unschöne Bekanntschaft mit dem zweiten Mercedes von Lewis Hamilton machte. Letzterer war auf weichen Reifen gestartet und kam sehr gut vom Fleck. Hamilton wollte sich sofort an seinem Teamkollegen vorbeiquetschen und die Verfolgung von Leader Max Verstappen aufnehmen, verkalkulierte sich dabei aber und kollidierte mit George Russell. Beide Mercedes landeten in der Auslaufzone der ersten Kurve. Für Hamilton war das Rennen sofort gelaufen, Russell rettete sich mit einem Plattfuß noch an die Box und konnte fortan seine tolle Aufholjagd starten.
Oscar Piastri profitierte von dem Malheur in Kurve eins und holte sich umgehend Platz zwei. Auch Lando Norris brauchte nicht lange, um auf einem Podestplatz aufzutauchen. Die McLaren waren in Katar erneut sehr stark unterwegs und landeten in beiden Rennen mit beiden Autos auf dem Podest. Ganz starke Leistung und Aston Martin muss sich langsam warm anziehen was die Konstrukteurswertung angeht. Die Truppe macht wirklich die umgekehrte Entwicklung wie McLaren durch und hat nach einem bärenstarken Saisonstart mit etlichen Podestplätzen jetzt Schwierigkeiten überhaupt Zählbares mitzunehmen. Fernando Alonso holte im Sprint immerhin ein Pünktchen und mit einem starken sechsten Platz im Rennen weitere acht. Aber das reicht nicht gegen die starken McLaren, die seit der Sommerpause jetzt Dauergäste auf dem Podium sind. Vorne war Max Verstappen erneut unantastbar und gewann auch den großen Preis von Katar. Nicht so deutlich, wie wir es in diesem Jahr schon mehrfach gesehen hatten, aber letztlich doch unbedrängt und souverän.
George Russell arbeitete sich nach einer tollen Fahrt noch auf Rang vier vor und landete damit einen Platz vor Charles Leclerc. Der hatte ein ziemlich unspektakuläres Wochenende und war im Rennen übrigens der einzige Ferrari. Carlos Sainz konnte wegen eines Defekts an der Benzinzufuhr gar nicht erst antreten. Ein ziemlich gebrauchtes Wochenende für die Scuderia insgesamt. Das Sainz-Dilemma wurde außerdem Nico Hülkenberg zum Verhängnis, der sich versehentlich auf den verwaisten Startplatz von Carlos Sainz positionierte und dafür zurecht bestraft wurde. Sein Rennen war faktisch also schon gelaufen noch bevor es begonnen hatte. Einen guten Grand Prix zeigten aber beide Fahrer von Alfa Romeo. Sowohl Valtteri Bottas als auch Zhou Guanyu landeten am Sonntag in den Punkten und zeigten dabei eine ansprechende Leistung. Bottas liegen Kurse mit einem glatten Asphalt und wenig Grip ohnehin traditionell gut, sein chinesischer Teamkollege legte am Sonntag ein strategisch sauberes und cleveres Rennen hin und konnte sich von Rang 19 auf Platz neun vorarbeiten. Hut ab, das war wirklich stark! Weniger stark war einmal mehr Sergio Perez unterwegs, für den die Luft bei Red Bull gefühlt immer dünner wird. Er stand mit den Track Limits auf Kriegsfuß und fing sich aus diesem Grund mehrere Strafen ein. Ähnlich wie Pierre Gasly und Lance Stroll übrigens auch. Es sei jedem verziehen, der unter diesen wirklich extremen Bedingungen ein paar cm zu weit von der Strecke abkommt, allerdings sind die Regelhüter da natürlich streng und müssen auf die Einhaltung der Regeln pochen. Auch in solchen Punkten trennt sich dann die Spreu vom Weizen: nur ein Pilot überfuhr im gesamten Rennen nicht ein mal die weißen Linien. Es war natürlich Max Verstappen. Geht doch?!
Fazit
FazitTOP:
- Max Verstappen machte schon im Sprint den Deckel drauf und ist nun offiziell dreifacher Formel-1-Champion. Wohl verdient nach dieser unglaublichen Saison. Gratulation dazu!
- Oscar Piastri hat bisher ebenfalls eine großartige Saison abgeliefert und krönte seinen tollen Leistungen mit seinem ersten F1-Sieg im Sprint. Lando Norris sorgte für ein großartiges McLaren-Ergebnis in Katar.
- Alfa Romeo hat endlich mal ein gutes Rennwochenende. Valtteri Bottas und Zhou Guanyu punkten im Grand Prix doppelt und schieben sich in der Konstrukteurswertung an Haas vorbei.
FLOP:
- Reifenprobleme zwingen Ausrüster Pirelli zu kuriosen Maßnahmen. Im Rennen durfte kein Pilot mehr als 18 Runden auf einem Reifensatz absolvieren, weil man Schäden befürchtete.
- Die Hitze machte allen Fahrern schwer zu schaffen. Viele standen kurz vor dem Kollaps, Sargeant gab völlig dehydriert sogar auf. Das muss sich die FIA ansehen, sowas ist brandgefährlich und kann richtig böse enden!
- Lance Stroll wirkte nach dem Ausscheiden in Q1 des Qualifyings wie ein schmollendes Kind. Er warf sein Lenkrad weg, schubste seinen Betreuer und gab sich im Interview extrem kurz angebunden. Was ist da los?